Vom 02. bis 06.April 2010 reiste unsere Gruppe von sieben Tauchern der unterschiedlichsten Verbände nach Krnica im südlichen Ostistrien, um dort einige historisch interessante Wracks bis zu einer Maximaltiefe von 60 m zu betauchen. Als Tauchbasis hatten wir uns nach 2008 und 2009 wieder die von Maurizio ausgesucht, der als lokaler Wrackexperte nicht nur den Transport zu den Wracks übernahm, sondern auch alle notwendigen Gase (NX/TX) zur Verfügung stellte.
Tag 1: 02.04.10
Bei gutem Wetter fuhren wir morgens mit den Autos nach Plomin, um dort unser Tauchboot zu besteigen. Alles verlief nach Plan und wir erreichten nach ca. 30 Minuten Fahrt die Untergangsstelle der SS Vis. Die einzelnen Teams tauchten individuell an dem fischreichen Frachter, der am 13.02.1946 durch den Kontakt mit einer Mine auf seinem Weg nach Rasa sank. Die imposante Größe der ehemaligen Renteria machte es uns unmöglich, mit einem Tauchgang das gesamte Wrack zu erkunden. So konzentrierten sich die meisten von uns zunächst auf den mittleren Teil und dessen Aufbauten, die in erstaunlich gutem Zustand waren. Am Schornstein erkannte man noch das Logo der letzten Eigentümergesellschaft „Oceania“. Ein anderes Team betauchte den Bug mit den mächtigen Ankerwinden. Nach ca. 75 Minuten waren alle Taucher wieder wohlbehalten an Bord.
Nach einer Mittagspause und dem Füllen der Doppelgeräte ging es zum zweiten Wrack des Tages. Der 1912 bei Cres gesunkene Holzfrachter Lina ist ein einfach zu betauchendes Wrack in Tiefen zwischen 25 und 55 m. Da ausreichend Grundzeit zur Verfügung stand tauchten wir das alte Dampfschiff über den imposanten Bug her an, besuchten die Laderräume und die Aufbauten und warfen einen Blick in den Maschinenraum. Trotz ihres Alters ist die Lina weitgehend gut erhalten, wenn auch leider wenig Details übrig geblieben sind. Während manche von uns ihre Deko am Bug des Schiffes verbrachten auf dem zwei große Stockanker zu finden waren, tauchten die Anderen über die angrenzende Bucht aus und hatten so die Möglichkeit, die kroatische Unterwasserflora und - fauna zu genießen (bzw. was davon übrig ist).
Nachdem wir unsere Planungen für den Folgetag gemacht hatten, die Gase bestellt waren und unser Gerödel am Haken hing, kamen wir reichlich erschöpft in unseren Apartments an. Nach einem selbst gekochten Abendessen (bei 7 Männern eine echte Herausforderung- und nein, es musste niemandem der Magen ausgepumpt werden!), einigen Bieren und mehr oder minder sinnvollen aber doch sehr spaßigen Diskussionen über das Tauchen an sich und das Wracktauchen im Speziellen, fielen wir alle todmüde ins Bett.
Tag 2
Nur gerade noch ausreichend erholt ging es am nächsten Tag zunächst zum Bug der MS Argo. Der am 21. Januar 1948 durch Minenkontakt gesunkene Frachter transportierte Tomaten von Venedig nach Rijeka und sank in Minuten. Historisch interessant ist das Schiff deshalb, da es während des WWII unter dem Namen HMS Flint als Minensuchboot und U-Bootjäger in der britischen Navy diente. Das 50 m lange und 8,3 m breite Schiff zerbrach beim Untergang in zwei Teile, die ca. 50 m auseinander liegen. (Ein Scooter wäre jetzt prima!). Leider war die Sicht an diesem Tag eher mäßig, so dass wir nur den Vorderteil mit einer Runtime von ca. 70 Minuten besuchten. Die mittlere Tauchtiefe betrug 46 m.
Nach einer ausreichenden Oberflächenpause mit Pasta und Keksen führten wir den zweiten Tauchgang an der Cesare Rossarol durch. Am 16. November 1918 kollidierte das italienische Kriegsschiff auf seinem Weg nach Rijeka vor Ližnjan mit einer Seemine. Die Explosion teilte das Schiff in zwei Teile und 98 Mann starben beim schnellen Untergang. Mit entsprechendem Respekt betauchten wir den leichten Kreuzer in dessen Inneren wir auf Munition und Reste der technischen Ausstattung trafen. Am Bug verließen wir den Rumpf und tauchten auf Höhe des Decks zur Aufstiegsleine zurück, natürlich nicht ohne uns vorher den Bronzestern am Bug des Schiffes anzusehen. Manche von uns besuchten nach einer kurzen Schwimmstrecke noch das Denkmal am nahen Festland, auf dem eine Tafel an die gefallenen Seeleute erinnerte.
Tag 3
Heute steht eine Besonderheit auf dem Programm, das griechische Frachtschiff Kalliopi. Das ehemalige Libertyship der US Navy sank am 20. Dezember 1947 durch eine nicht geräumte Seemine auf seinem Weg von Charleston nach Rijeka und zerbrach dabei in drei Teile. Aufgrund der Größe und der Tiefe des Frachters betauchten wir in kleinen Gruppen nur das mittlere Teilstück, das mit verschiedenen Aufbauten und mit einer enormen Vielzahl interessanter Einzelheiten wie Laternen, einen Kompass, einem Maschinentelegraphen und einem (zerstörten) Steuerrad aufwarten konnte. Das Wrack liegt auf der Steuerbordseite in 62 m auf Grund, wodurch die durchschnittliche Tauchtiefe bei ca. 55 m lag.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause in einem hervorragenden Restaurant am Hafen von Plomin ging es mit frisch gefüllten Tauchgeräten nochmals zur Vis. Da wir das Wrack schon in groben Zügen kannten, konnten wir uns diesmal mehr auf die Details konzentrieren und betauchten erneut die Laderäume, das Oberdeck und die Brücke. In der zwischenzeitlich ziemlich langen Deko wurde es allmählich kühl und es war auch eine deutliche Dünung auf der 3 m Stufe zu spüren. Leider wurde das Wetter zusehends schlechter, so dass schon die Rückfahrt bei dem einen oder anderen für erstes Unwohlsein sorgte.
Tag 4
Leider war das Wetter an diesem Tag so schlecht, dass an eine Ausfahrt zunächst nicht zu denken war. Also endlich mal wieder ausschlafen, Apartments aufräumen und die Bierreserven aufstocken. Am späten Nachmittag konnten wir dann doch noch rausfahren, mussten allerdings den Tauchgang wegen technischer Probleme und zunehmender Dunkelheit abbrechen. Etwas enttäuscht kehrten wir nach Krnica zurück und beschlossen für den nächsten Tag, trotz anstehender Heimreise, noch 2 Tauchgänge zu machen. Also fix unsere Ausrüstung gepackt, schon mal die Apartments und die Tauchgänge bezahlt und dann doch wieder viel zu spät ins Bett.
Tag 5
Der Tag begann um kurz vor Sechs mit einem recht unmotivierten Frühstück. Noch schnell hatten wir unsere letzten Habseligkeiten zusammen gepackt und sind los zur Tauchbasis. Das Boot stand wie vereinbart um 07.30 Uhr bereit und auch unsere Doppelpakete nebst Stages waren mit den vereinbarten Gasen gefüllt. In recht flotter Fahrt ging es zunächst an die SS Luana. Das mit Bauxit beladene Dampfschiff war am 3. März 1947 auf seiner Strecke von Manfredonia nach Venedig beim Kap Kamenjak auf eine Seemine gelaufen und liegt heute in einer Tiefe zwischen 39 bis 49 Metern. Die moderate Durchschnittstiefe und die hervorragende Sicht an diesem Tag motivierten uns, alle Laderäume sowie die Aufbauten zu betauchen. Nach einer letzten Schleife über das Oberdeck begannen wir unseren Aufstieg.
Den letzten Tauchgang unseres Kroatienurlaubs planten wir am MTB 655. Gemütlich tuckerten wir also zum nächsten Tauchplatz, da wir uns mindesten 2 h Oberflächenpause gönnen wollten. Das Bleilot war perfekt platziert und nach ca. 2 min Abstiegszeit hatten wir auf 46 m die Überreste des britischen Torpedobootes erreicht. MTB 655 war am 22.03.1945 durch eine Seemine versenkt worden und hatte dabei 9 Besatzungsmitglieder in den Tod gerissen. Trotz der starken Zerstörung des Bootes sind noch sehr viele Details zu entdecken. Am imposantesten ist hierbei die zum Teil von Netzen bedeckte FLAK. Nach zwei Umrundungen der beiden Teile und einigen Blicken in den Innenraum verabschiedeten wir uns in die Deko.
Zurück an Bord ging es in schneller Fahrt wieder nach Krnica. Nachdem das Boot entladen war und wir uns von Maurizio verabschiedet hatten ging es an die knapp 700 Km zurück nach Franken. Nach einigen Baustellen in Österreich kamen wir alle gesund aber wenig munter zu Hause an. Alles in Allem waren es ein paar fantastische Tauchtage ohne irgendwelche nennenswerten Zwischenfälle. Schön war’s, wir kommen wieder.
Text + Bild: Jochen Grau
Tauchreise: tauchausflug.eu