Ein außergewöhnlicher Cave-Tauchgang. Vorab: Bitte verzichtet auf Anfragen zur Lokation, diese werden nicht beantwortet.
Freitagmorgen, 09. März 2012. Nachdem an den Vortagen die Planung des Vorhabens abgeschlossen und das ganze notwendige Equipment verpackt war, beluden wir unseren Kleinbus.
Was genau war aber das Vorhaben?
Zusammen mit dem Forscherverein KAKTUS e. V. sollte der Förderstollen eines alten Bergwerks in Richtung des verbrochenen Ausgangs in Abstimmung mit dem Besitzer betaucht und untersucht werden, um den Riss zu bestätigen und unzugängliche Grubenräume zu untersuchen.
Nach der zweistündigen Fahrt waren wir im Zielgebiet und trafen auf die Gruppe, die vor Ort schon alles vorbereitet hatte. Gemeinsam wurde Material auf einen geländegängigen Pickup umgeladen, wonach es dann in Richtung Stollen ging.
Jetzt fing die eigentliche Arbeit an. Kisten, Tauchflaschen, Säcke und mehr musste nun mehrere hundert Meter durch unzugängliches Gelände transportiert werden.
Hier merkt man sofort, ob man ein Team hinter einer Aktion stehen hat, oder eine zusammengewürfelte Truppe ohne Interesse, etwas zu bewegen.
An dieser Stelle schon mal ein herzliches Dankeschön an KAKTUS e.V. - nur selten erlebten wir bisher so einen Zusammenhalt und diese ganz besondere Hilfsbereitschaft.
Als wir am Stollenmundloch ankamen, begann das Team, das Material an die Abseilstelle im Inneren des Berges zu schaffen. Während ein Teil der Leute mehrmals hin- und herlaufen musste, begannen zwei Mitglieder des Teams mit der Installation der Abseileinrichtung und anschließend Schaffung einer Plattform auf der tieferen Ebene, wo unser Equipment gelagert werden sollte.
Die komplette Ausrüstung war inzwischen an der unterirdischen Abseilstelle angelangt, so daß nun der offensichtlich schwierigste Akt beginnen konnte: Das Abseilen der teilweise bis zu 40 kg schweren Kisten, Koffer, Stages und Doppelgeräte zur eigentlichen Tauchstelle, 30 m tiefer gelegen. Nach diesem für alle Beteiligten anstrengenden Akt ging es dann zurück - Abendessen, Fotos anschauen und schlafen.
Am Samstagmorgen erschienen wir dann völlig verspannt erst einmal zum Frühstück - ohne Mampf kein Kampf, diesem Motto folgten wir auch hier. Anschließend fuhren wir wieder in den Stollen ein, um mit der Erkundung unter Wasser zu beginnen. Schon das Umziehen auf der Ebene im Wald erwies sich als gar nicht so einfach. Fertig aufgerödelt ging es nach einer Überprüfung der Ausrüstung dann einen wasserführenden Stollen entlang, bevor die eigentliche Erkundung beginnen konnte.
Schon bei Beginn des Tauchgangs wurde klar, daß es mehr oder weniger ein Blindflug werden würde. Das Befestigen des Reels erfolgte schon blind, die nächsten Meter gingen dann allerdings etwas besser (zumindest für den ersten Taucher).
Alleine durch die Ausatemluft wurde das Wasser schon extrem verschmutzt. Der Stollen wurde immer wieder sehr flach, hatte aber auch Bereiche, wo man kurz mal den Kopf aus dem Wasser halten konnte. Nach ca. 80 Metern war jedoch die Sicht nach vorne schon getrübt, das ganze Wasser war voll von Aluminiumsulfat, was eine undurchsichtige Weißfärbung zur Folge hatte.
Die letzten 20 Meter wurden immer enger und flacher, es ließ sich ein mehrmaliges Eintauchen in die mindestens 40 cm weiße, dicke Schicht im Boden nicht vermeiden - und dann waren wir am Ende des Reels, 100 Meter tief in einem Stollen, 0 Sicht und kein Licht. Die Lampen waren an, es blieb dennoch finster. Backuplampe? Immer noch Finster, auch direkt vor der Maske.
Eine Null-Sicht-Situation vom Feinsten, daher beschlossen wir, das Reel nicht zu verlängern, sondern den Rückweg anzutreten. In absoluter Dunkelheit kam uns der Rückweg noch viel länger vor, wobei auf den letzten 20 Metern immer wieder mal ein heller Schein gesehen wurde - der Lichtstrahl der doch sonst so hellen 21-Watt-HID-Lampe.
Nachdem wir wieder aufgetaucht waren, beschlossen wir, zum "Lager" zurückzukehren und das Tauchen in diesem Bereich zu beenden. In Absprache mit KAKTUS e. V. war vereinbart, kein Sicherheitsrisiko einzugehen, was einen weiteren geplanten Tauchgang unmöglich machte.
Zurück in unserem Lager verschnauften wir, bis dann das Umziehen und die Demontage des Equipments folgte. Mit kräftiger Unterstützung ging es nun zurück - Doppelflaschen, Kisten und mehr mussten wieder nach oben gezogen werden.
Nach drei weiteren harten Stunden konnte dann der Abtransport beginnen - alles wieder raus aus dem Stollen, zurück durch den Wald bis zur Parkmöglichkeit des Geländewagens.
Ein sehr erlebnisreiches Wochenende liegt hinter uns, mit vielen neuen Gleichgesinnten, die am Abend noch für uns Würste auf den Grill gelegt hatten. Viel Spaß, ein Erlebnis der ganz besonderen Art - da ist es schon fast nebensächlich, daß der gesuchte Abzweig nicht gefunden werden konnte.
Text: Jochen Grau, Henry Hatt
Fotos: K.A.K.T.U.S. e.V.
Unterstützt wurde die Exploration vom Verein K.A.K.T.U.S. e.V., sowie von Gmöhling - Systeme aus Leichtmetall, welche uns für diese Aktion fast unzerstörbate Transportkisten zur Verfügung gestellt hatten.